Die 80er-Jahre
STER EO
REPORT.
So ist ein Breitbandtreiber an
den
Enden
des Audiospek-
trums zwangsläufig für die ge-
stellte Aufgabe zu groß oder zu
klein.
Neun Breitband-
systeme parallel
geschaltet
Doch die findigen Bose-Ent-
wickler haben sich einige raffi-
nierte Lösungen einfallen las-
sen, um sich die genannten
Vorzüge zu sichern, ohne die
nachteiligen Folgen tragen zu
müssen.
Durch die Parallelschaltung
der Systeme erreicht man im
Baß eine ausreichend große
Membranfläche,
andererseits
konnte man die kleinen Chas-
sis für die Höhen auf hinrei-
chende Schnelligkeit und Sta-
bilität trimmen. Außerdem sind
seit der Serie III entsprechend
abgestimmte Resonatoren vor-
gesehen, die das Gehäusevo-
lumen der 901 mit der „Außen-
welt" koppeln. Jeder Wandler
hat im Inneren des Kunststoff-
hauses seine eigene Kammer,
um Intermodulationseffekte der
Treiber untereinander auszu-
schließen.
Der einzeln nach
vorn
abstrahlende
Lautspre-
cher hat konstruktionsbedingt
einen eigenen Resonator er-
halten, der auf der rückwärtigen
Kante mündet.
D er„B ug"m uß
nach hinten zeigen
Der „Bug“ des Bose-Flagg-
schiffes 901 muß— so sieht es
das Prinzip vor— in jedem Falle
nach hinten, also weg vom Hö-
rer, hin zur Wand, zeigen. An-
gestrebt wird damit eine mög-
lichst gleichförmige Aura indi-
rekter Schallanteile bei nur ge-
ringer Beteiligung von Direkt-
schall.
Empirische Untersuchungen
mit Musikern als Testpersonen
hatten angedeutet, daß die ver-
gleichsweise unnatürliche Här-
te und Räumlichkeit bei kon-
ventionell auf den Hörer bün-
delnden Boxen — gerader Fre-
quenzgang vorausgesetzt — in
erster Linie auf diese Direkt-
schallkonzentration zurückzu-
führen ist.
Und tätsächlich: Bewegt man
sich vor Böses Boxen hin und
her, so bleibt der stereophone
Raumeindruck erstaunlich gut
erhalten, ohne sich mit der Hör-
position merklich zu verschie-
ben; der 901 gelingt eine räum-
liche Fixierung der Instrumente
also
durchaus
überzeugend.
Der dabei kreierte Raum ist al-
lerdings in starkem Maße ab-
hängig vom verwendeten Pro-
grammaterial, das ja auch be-
reits gewisse Räumlichkeitsin-
formationen enthält; sie wer-
den durch das angewendete
Verfahren
quasi
verdoppelt.
Diese Eigenschaft haben die
Bose 901 jedoch mit vielen Di-
polstrahlern gemeinsam, die ja
von ihren Befürwortern gerade
wegen
ihrer
„Räumlichkeit"
geschätzt werden.
Die Illusion eines natürlichen
Ambiente kann also von Fall zu
Fall sehr gut gelingen, oder
aber unnatürlich-aufgesetzt er-
scheinen. Die heute weitver-
breiteten und mit einer Vielzahl
von Mikrophonen aufgezeich-
neten Digitaleinspielungen —
oftmals wirken sie sehr direkt
aufgenommen und damit ei-
gentümlich steril — bekommen
von der 901 buchstäblich Le-
ben eingehaucht, sie werden
sozusagen in „den Raum ge-
stellt“ .
Es spricht also durchaus eini-
ges für diese spezifische Lö-
sung
des
Beschallungspro-
blems, trotzdem das Konzept
mit den Problemen, die es be-
seitigt, gewiß auch eine Reihe
neuer aufwirft. Aber damit muß
die
HiFi-Welt
leben,
denn
schließlich ist das Wohnzimmer
kein Konzertsaal. Es kann da-
mit stets nur um die Erzeugung
einer als realistisch empfunde-
nen Illusion gehen.
Kompaktes
Kunststoff gehäuse
Während man über solche
Fragen noch ausführlich philo-
sophieren kann, sind andere
Vorzüge der Bose-Konzeption
doch sehr greifbar. So kommt
beispielsweise die Anordnung
mit geringem Volumen aus. Die
holzverkleidete Kunststoffzelle
ist aus einem Stück gegossen
und aufgrund ihrer komplexen
Struktur sehr steif.
Mittels
Equalisierung
wird
der Baß zusätzlich geregelt, im
untersten Teil des Spektrums
also gehörig Leistung nachge-
schoben.
Dies
erklärt
auch,
weshalb man der 901 trotz ih-
res guten Wirkungsgrades eine
kräftige Endstufe anschließen
sollte.
Dann allerdings kann
man gewaltige Pegel fahren,
ohne daß die Transparenz der
Wiedergabe verloren geht.
Modern und fast problemlos
wirkt die Fertigung der 901.
Durch weitgehende Vereinfa-
chung der Bauelemente kann
eng toleriert werden. Das Prin-
zip der 901 selbst bringt den
Vorteil, daß man bei Bose ohne
große
Abstimmungsprozedu-
ren auskommt, sieht man ein-
mal
von
der allnotwendigen
Treiberselektion ab.
Mit einer Computer-kontrol-
lierten Endmontage erzielt man
ganz nebenbei erstaunlich ge-
ringe
Ausfallquoten,
trotz
strenger Spezifikationen, und
kann lange Standzeiten kalku-
lieren.
Schließlich zeugen fünf Jahre
Garantie von keinem geringen
Vertrauen ins Produkt.
Bewährt und
modellge-
pflegt: Bose
901/V mit
neuem
Equalizer
46 STEREO
Blick hinter die Kulissen: Jeder der neun Treiber hat eine eigene
Kammer; der konische Resonator ist strömungsgünstig geformt, um
Luftgeräusche zu vermeiden
30 JAHRE STEREO
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